Institut für Deutsch als Fremdsprache
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Maryline Cestier

  • Dissertation: Mythos und Moderne in Jean Cocteaus Werk – Von der Mythenadaption zur Mythenschöpfung?

Der vielseitige Autor und Künstler Jean Cocteau (1889-1963) hat sich oft mit Mythen auseinandergesetzt, sei es lyrisch, dramatisch oder filmisch, wie auch in seiner Malerei und Bildhauerei. Vor allem sein Bühnen- und Filmwerk wird im Dissertationsvorhaben unter dem Zentralaspekt der Mythenadaption bzw. Mythenschöpfung in der Moderne analysiert, unter anderem im Vergleich zu weiteren zeitgenössischen Mythenbearbeitungen.

Jean Cocteau befasste sich intensiv mit älteren Überlieferungen, die er seiner Zeit anpasste. Immer wieder tauchen in seinem künstlerischen Werk bestimmte mythische bzw. mystische Motive oder Gestalten auf. Oft greift er auf Figuren aus der antiken Mythologie, aus christlichen oder heidnischen Quellen sowie auf Stoffe aus der Weltliteratur oder aus Märchen zurück.. Im Fokus der Untersuchung soll die Bedeutung der Mythenbearbeitung bei Cocteau stehen. Treten gegebenenfalls Zusammenhänge in seiner Stoffauswahl hervor? Zieht er selbst Parallelen zwischen den verschiedenen Themata? Das Hauptthema der Arbeit wird sich jedoch auf seine dramatischen und filmischen Bearbeitungen des Ödipus- und Orpheus-Mythos’ konzentrieren. Cocteau schien von beiden Mythen fasziniert, wenn nicht sogar besessen zu sein: „Mais toujours cet Orphée, toujours cet Œdipe!“ 

Ein Großteil der Forschungsliteratur über Cocteaus Varianten des Ödipus- und Orpheus-Mythos’ beruht hauptsächlich auf biografischen Quellen und mündet meistens in eine biografische und psychoanalytische Deutung seiner Mythenbearbeitungen. Im Rahmen dieser Arbeit sollen weitere Vorgehensweisen angewandt werden, um unter anderem folgende Fragen zu beantworten: Sind Cocteaus Mythenbearbeitungen lediglich Ausdruck einer dichterischen Imagination des Unbewussten durch die Darstellung surrealer Welten; sind sie auf dem Hintergrund der Freudschen Psychoanalyse als Selbsttherapie zu interpretieren oder stellen sie rein poetologische Überlegungen dar? Cocteau hat sich am Ende seines Lebens mehr mit der Orpheus-Thematik beschäftigt als mit dem Ödipus-Stoff. Folgende Fragestellungen wären noch zu klären: War die Orphik möglicherweise eine Ablösung oder sogar eine Erlösung des Ödipus-Komplexes? Verschmelzen und ergänzen sich beide Mythen im Spätwerk Cocteaus, sodass ein neuer Mythos entsteht? Die Suche nach dem Schlüssel zu seinem letzten orphischen Werk Le Testament d’Orphée (1959) , wo er selbst die Dichterfigur verkörpert, wird eventuell einige Antworten bringen. Die Forschungsarbeit beabsichtigt, Indizien zu finden, welche die These der Mythenschöpfung über die Mythenadaption und über eine Selbstmythisierung stützen.

 

Sophia Klöpzig

  • Dissertation: Die „andere“ deutsche Literatur als Chance der Lesbarkeit von Kultur?

Literatur von deutschsprachigen AutorInnen nichtdeutscher Muttersprache setzt sich weitgehend mit der Begegnung des Fremden, der Sprache, der Gesellschaft und der Kultur auseinander. Wird in diesen Texten Fremdverstehen zum Thema selbst erhoben? Inwieweit bietet die Möglichkeit der parallelen Sichtweise von einer Außenperspektive und einer Innenperspektive auf den Kulturraum Deutschland dieser AutorInnen dem fremdsprachlichen Leser Inhalte an, die ihn das qualitativ Andere bestimmen lassen, das neben dem Lernen von Wörtern und Strukturen das Lernen und Erwerben von Fremdsprachen zu einem Akt des Fremdverstehens werden läßt? Wenn durch Texte der „anderen“ deutschen Literatur Kultur lesbar werden kann, wie kann dann eine Kulturtechnik der Lektüre aussehen? Und wie läßt sich eine interkulturelle Kompetenz der Kulturtechnik der Lektüre anhand der Texte aufbauen bzw. vermitteln? Die deutsche Literatur von AutorInnen nichtdeutscher Muttersprache ist bisher unter vielen Aspekten Gegenstand der Forschung gewesen, die Nutzbarmachung zu didaktischen Zwecken konzentrierte sich jedoch weitgehend auf friedenserzieherische Maßnahmen im muttersprachlichen Deutschunterricht. Der oben skizzierte Ansatz bewegt sich daher nicht nur mit der Fokussierung auf den Einsatz von Literatur im Deutsch als Fremdsprachenunterricht auf Neuland, sondern versucht auch dem literatur- und kulturwissenschaftlichen Blick auf die deutsche Literatur von AutorInnen nichtdeutscher Muttersprache eine neue Perspektive zu geben. Literarische Texte, deren Autorinnen und Autoren durch zwei Kulturen geprägt sind, bieten dem Leser implizit bereits mehr als nur eine Perspektive an. Sie entstehen vor dem Hintergrund des Aushandelns von Bedeutungen zwischen Eigenem und Fremden, transportieren diesen Prozeß und wecken dadurch nicht nur Empathie, sondern gestalten bereits einen Perspektivenwechsel. Dadurch wird die Begegnung des Lerners mit der fremden Kultur und der damit verbundene komplexe Prozeß des interkulturellen Lernens intensiviert. Es gilt zu untersuchen, inwieweit literarische Texte von Autorinnen und Autoren nichtdeutscher Muttersprache ein Potential bieten zur Herausbildung einer interkulturellen Kompetenz der Kulturtechniken der Lektüre im Rahmen der Deutsch als Fremdsprache Aus- und Weiterbildung.

 

Matthias Springer

  • Dissertation: Das ComedyTestingTool - Entwicklung einer Web-Applikation zum Test von Komik in Narrativen Texten

Ziel des Projekts ist die Entwicklung einer Web-Anwendung, mit deren Hilfe das Potential der Handlung eines Erzähltextes zu prognostizieren ist, bei einem Leser ein amüsantes Leserlebnis hervorzurufen.

Wichtigste theoretische Aufgabe der Dissertation ist die modellhafte Nachbildung des konstruktivistischen Prozesses, der Komik in einem Leser einer Erzählung erzeugt und diesen Prozess zu simulieren.

Grob gesagt verarbeitet das Modell eine Datenmenge interpretierter Ereignisse, welche das Wissen eines Leser über den Text repräsentiert, indem es testet, ob sich einzelne Ereignisse unter bestimmten Bedingungen zu kleinsten Handlunsgeinheiten, Episoden, verknüpfen lassen. Dabei Beschreiben diese Bedingungen hypothetisch die Regeln, nach denen Handlungkonstukte strukturiert sein müssen, um ein komisches Erlebnis beim Leser auslösen zu können.

Die Anzahl der tatsächlichen Kombinationen von Ereignissen nach den Regeln in Relation aller möglichen Kombinationen ergibt einen Wert, der die "Dichte" komischer Handlung beziffert. Diese Größe lässt sich empirisch ermitteln und deren Genauigkeit statistisch testen.

Zugleich werden, neben diesem Wert und weiteren quantitativen Größen wie Anzahl aller ermittelten Episoden auch qualitative Daten gesammelt, nämlich die in den Episoden codierten Textphrasen.

Der praktische Teil der Dissertation ist dem statistischen Test gewidmet. Das  Modell soll mittels einer empirischen Studie validiert werden, wozu Probanden bereits mit dem ComedyParser arbeiten, dem Modul des ComedyTestingTools, mit welchem das Datenmaterial erfasst wird.

Dazu sind Ereignisse mittels vorgegebener Prädikatsklassen zu kategorisieren und eigener oder bereits vorhandener Prädikat-Terme zu interpretieren. Diese Daten werden in eine Datenbank geschrieben und dienen dem zweiten Modul des ComedyTestingTools, dem ComedyTester, als Wissensbasis für die Simulation des konstruktivistischen Prozesses der Bildung von komischen Handlungskonstrukten.

Der ComedyTester existiert bis jetzt lediglich in einer Offline Version, wird aber bei erfolgreicher Validierung des Modells auch online nutzbar sein.

Um die Ergebnisse nicht nur satistisch abzusichern - dieses sagt noch nichts über die Qualität von Komik bei der Textlektüre aus, sondern nur, dass die Teilnehmer zu ähnlichen Ergebnissen kommen - sondern die Zahl der "Komik-Dichte" als Skalar zur Bestimmung der komischen Qualität einer erzählten Handlung nutzen zu können, werden die Teilnehmer in Form eines Fragebogens zu ihrer spontanen Bewertung des jeweiligen Textes befragt. Zeigt sich zwischen dem Ergebnis der Befragung über die Komik der Handlung und jenem der automatisierten Konstruktion von komischen Handlungskonstrukten eine Korrelation, die nicht auf Zufall basiert, dann scheint das Modell gültig und das ComedyTestingTool ein geeignetes Instrument dafür zu sein, das Potential eines Textes zu prognostizieren, dem Leser ein komisches Erlebnis zu bereiten.

Weitere Informationen unter http://141.84.137.37/Promotion/Info.htm

 

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