Schulprojekt "Rollentausch im Asylverfahren"
(gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung)
Im Rahmen ihrer Masterarbeit zum Thema "Transkulturelle Sensibilisierung im Kontext der Flüchtlingsproblematik. Ein erlebnisbasierter Ansatz an weiterführenden Schulen." führt Mitra Shateri ein studentisches Forschungsprojekt an einer weiterführenden Schule in Oberbayern durch.
Schüler der 9. Jahrgangsstufe bilden die Zielgruppe des Projekts. Das Ziel der Arbeit ist die Feststellung, ob und wie erfolgreich Empathie und Perspektivenübernahme durch einen erlebnisbasierten Lehransatz gefördert werden können. In einer authentischen Umgebung sollen die Schüler hierbei die Rolle von Geflüchteten einnehmen. Sie durchlaufen verschiedene Räume innerhalb eines Bürokratie-Labyrinths, das den behördlichen Ablauf des Asylverfahrens darstellen soll.
In Kooperation mit Infra Beuys
Das Rollenspiel ist eine Nachstellung des sozialkritischen Kunstprojekts „Das System ist kriminell, der Staat zum Feind des Menschen geworden!“. Die Inszenierung von Paul Huf und Lars Mentrup fand im Dezember letzten Jahres im Rahmen der dreiteiligen Kunstreihe Infra Beuys im Bellevue di Monaco in München statt. Die Besucher tauchten für eine Weile in die Erfahrungswelt von Geflüchteten ein – allerdings nicht als stille Beobachter, sondern in den Rollen der Flüchtlinge selbst. Bürokratie, Sprachbarrieren und Diskriminierung kann den Geflüchteten ihre Ankunft und ihren potentiellen Aufenthalt in Deutschland erschweren. Ein Durchgang durch das inszenierte Bürokratie-Labyrinth soll es den Schülern ermöglichen, diese Erschwernisse nachzuempfinden. Die Rollen der Beamten nehmen geschulte Flüchtlinge ein.
Ziele des Projekts und Relevanz
Ziel des Projekts ist die Feststellung, ob ein erlebnisbasierter Lehransatz erfolgreich Empathie und Perspektivenwechsel fördern kann.
„Empathie ist eine Grundlage unseres menschlichen Zusammenlebens. ... Ein Erkennen, dass der Nächste ein Mensch ist, der fühlt wie ich, der Freude erleben und nicht leiden möchte, mit dem ich mich verbunden fühle und dem ich helfen möchte, wenn er in Not ist.“
Empathie und Perspektivenwechsel, also die Fähigkeit sich in andere Menschen hineinzuversetzen und mitzufühlen, ist zentral für ein friedliches Zusammenleben innerhalb einer Gesellschaft. Kulturelle und soziale Diversität führen oftmals zu gesellschaftlichen Spannungen, die sich in Vorurteilen und Feindlichkeit gegenüber den Mitmenschen äußern können. Die Zuwanderung von Geflüchteten in den letzten Jahren in etwa hat zu gesellschaftlichen Spannungen geführt, von denen der zunehmende Rechtspopulismus Gebrauch macht. Die Schule als Institution für die Gesellschaft bietet sich dafür an, Empathie und Perspektivenwechsel zu fördern und somit aktiv zum Abbau von Vorurteilen und Fremdenhass beizutragen. Für den aktiven Abbau von Rassismus und Vorurteilen an Schulen ist die Entwicklung innovativer Lehransätze nötig. Ob sich das erlebnisbasierte Rollenspiel als innovativer Lehransatz anbietet und erfolgreich an Schulen implementiert werden kann, soll anhand dieses Projekts evaluiert werden.
Durchführung
In Zusammenarbeit mit den Künstlern von Infra Beuys soll das Rollenspiel als Teil einer empirischen Studie an Klassen der 9. Jahrgangsstufe, ca. 60 Schüler, einer weiterführenden Schule in Oberbayern durchgeführt werden. Festzustellen ist, ob Empathie und Perspektivenübernahme durch das Rollenspiel gesteigert werden. Es soll außerdem die Effizienz des Rollenspiels anhand einer Kontrollgruppe verglichen werden. Die Messung erfolgt durch die Auswertung standardisierter Fragebögen aus der Psychologie und Texte der Schüler, die hinsichtlich literaturwissenschaftlicher Kriterien untersucht werden. Die Ergebnisse werden in der Masterarbeit "Transkulturelle Sensibilisierung im Kontext der Flüchtlingsproblematik. Ein erlebnisbasierter Ansatz an weiterführenden Schulen." veröffentlicht.